Annika Kornmann beichtet

Annika Kornmann, Elektronik-Entwicklerin, steht im Teamraum des Projekts Ucami vor den sechs anderen Teammitgliedern und ‚beichtet‘. Was das Projektteam augenzwinkernd als Beichte bezeichnet, ist ein für Außenstehende fast revolutionär anmutender Umgang mit Fehlern. An Annika Kornmanns Bekenntnis schließt sich ein zweistufiges Verfahren an: Zunächst versucht das Team in der Diskussion gemeinsam, den Fehler zu beheben. Nachdem eine praktikable Lösung gefunden ist, werden aus dem aufgetretenen Fehler ‚Lessons Learned‘ generiert und indexiert in einer Online-Bibliothek zugänglich gemacht. Startet ein neues Projekt, zieht der Teamleiter häufig die Autoren der für sein Projekt relevanten ‚Fehler‘ zurate und lässt sich Tipps zur Vermeidung geben.

Hintergrund

In der mitteleuropäischen Gesellschaft ist tief verankert, dass Fehler schlecht sind. In der Kindheit wird Lernen durch Scheitern noch akzeptiert – spätestens in der Schule sieht das aber anders aus. Außerdem wird der Fehler oft personifiziert: Er stellt die Person, die ihn ‚begangen‘ hat, per se in Frage. Fehler machen zu dürfen ist jedoch ein wichtiger Aspekt im Umgang mit Komplexität. Zum einen ist Experimentieren ein wesentlicher Bestandsteil des Innovationsprozesses und geht mit gelegentlichem Scheitern einher. Zum anderen hilft der offene Umgang mit Fehlern, die Schwachstellen eines Produkts oder Prozesses mit Hilfe der Intelligenz der Vielen zu optimieren.

Your best
teacher is your
last mistake.

Ralph Nader

Zum Mitnehmen

Die Einführung einer positiven Fehlerkultur im Unternehmen gelingt am besten, wenn die psychologische Sicherheit geschaffen wird, dass man sich irren darf. So entsteht nicht die Angst, sich zu blamieren. Die positiven Effekte eines Fehlers werden hervorgehoben. Im Fokus des Lernprozesses stehen die Ursachen des Problems, nicht Verantwortlichkeiten und Resultat. Auch darf und soll Scheitern ganz offen kommuniziert werden. In diesem Umfeld fühlen sich die Mitarbeiter wohler, sind selbstbewusster und eher bereit, kalkulierte Risiken einzugehen, was für eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Unternehmens enorm hilfreich ist. Wenn im Team gemeinsam an der Behebung des Fehlers gearbeitet wird, werden ‚Lessons learned‘ für alle abgeleitet.

Scheitern ist ein Umweg, keine Sackgasse.

Zig Ziglar